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Porsche mag in Zuffenhausen zu Weltruhm gewachsen sein – ihren Nimbus als glamouröseste und kultivierteste aller Sportwagenmarken verdankt sich jedoch zu großen Teilen den Fans und Förderern an der amerikanischen Westküste, wo man bis heute die kreativste Porsche-Gemeinde der Welt finden kann. Den Grundstein für die Popularität von Porsche an der Pazifikküste legten einstige Pioniere wie der Importeur Max Hoffman, der Ferry Porsche vom Bau des für kalifornische Straßen prädestinierten 356 Speedster überzeugte, und sein Kollege Jonny von Neumann, der die Sportwagen aus Stuttgart an Hollywoodstars wie James Dean verkaufte. Kaum denkbar, dass ohne die frühen Missionare später ganze Generationen berühmter Sportfahrer von Steve McQueen bis Patrick Dempsey die „frohe Botschaft aus Zuffenhausen“ vernommen hätten.

  • Dass derartige Kollonialarbeit sich am Ende für eine Marke we Porsche auszahlt, auch wenn der schmale Grad zwischen glühender Verehrung und unkonformistischer Aneignung manchmal überschritten wird, zeigt das Beispiel von Patrick Long und Howie Idelson: Die beiden Porsche-Jünger haben mit ihrem kalifornisch-lässigen Markentreffen „Luftgekühlt“ nicht nur eines der erfolgreichsten Auto-Events der letzten Jahre entwickelt, sondern Porsche auch in der ultra-coolen Surfer- und Café-Racer-Szene salonfähig gemacht. Am vergangenen Wochenende wurde nun schon die fünfte Ausgabe des von seinen Fans bloß noch liebevoll als „Luft“ bezeichneten Porschetreffens in den Holzlagern der Ganahl Lumber Company South Bay von Torrance im Großraum Los Angeles abgehalten – und man kann durchaus behaupten, dass Luftgekühlt selbst der Rennsport Reunion in Laguna Seca als wichtigstem Porschetreffen der Welt den Rang abgelaufen hat.

    Denn was die Macher von Luftgekühlt geschaffen haben, ist ein heilige Messe, bei der sich Porschejünger auf Augenhöhe treffen, austauschen und gemeinsam ihren Sportwagengöttern huldigen können – ganz gleich, ob sie selbst einen rostigen 356 im Rat Style, einen selbst restaurierten 914 oder einen millionenschweren Le-Mans-Rennwagen besitzen. Und doch gibt es bei aller amerikanisch-unbeschwerten Gleichberechtigung natürlich einige Lichtgestalten, die mittlerweile weit über die Grenzen Kaliforniens hinweg bekannt sind: So ließen sich neben den Gastgebern Patrick Long und Howie Idelson etwa auch der Restaurator und Outlaw-Designer Rod Emory, der Rennfahrer und Autofilmemacher Jeff Zwart , das Team von Singer Vehicle Design und der Tuninggott und Exil-Kalifornier Alois Ruf in den Hallen des Sägewerks blicken.

  • So prominent wie vielseitig war auch das Aufgebot der Autos: Bruce Canepas Mechaniker hatte nicht nur seine 800 PS starke Version des Porsche 959 SC mitgebracht, sondern auch den vierten gebauten Porsche 911R mit Chassis Number 307 670 – für Elferjünger so etwas wie der heilige Gral. Die britische Rennlegende Vic Elford trat derweil zur Freude der Schaulustigen mit markerschütterndem Motorengebrüll das Gaspedal jenes Porsche 908 Kurzheck durch, mit dem er 1968 – vor einem halben Jahrhundert – bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps zusammen mit Jochen Neerpasch gestartet war. Ein Porsche 804 erinnerte an die Formel-1-Historie der Marke, während Penskes L&M Porsche 917/10 Spyder die Can-Am-Rennen der 1970er Jahre wieder lebendig werden ließ. Auch einige Skurrilitäten des Porsche-Universums wie etwa der Schuppan 962 CR oder der Ruf CTR2 waren zu bestaunen. Sogar den Brückenschlag von der Location des kalifornischen Holzlagers zur Markengeschichte konnten die Macher von „Luftgekühlt 5“ schlagen – mit einem jener frühen Porsche 356, deren Aluminiumkarosserien einst in einem Sägewerk im österreichischen Gmünd gebaut worden waren.

    So ausgesucht die „Luftqualität“ auch in der fünften Ausgabe war – mit dem immensen Erfolg droht dem einstigen Treffen für Freunde und Gleichgesinnte jenes Schicksal, dass auch aus dem halbprivaten Motorrad-Surf-Fest „Wheels & Waves“ ein kaum zu überblickendes Spektakel gemacht hat. Dass Sponsoren wie Pirelli, Chopard und Mobil die Attraktivität der kalifornischen Zielgruppe erkannt haben, ist nicht verwunderlich. Vielleicht wäre es nun jedoch an der Zeit, den luftgekühlten Way of Life auch an andere Orte zu tragen – und wie genial wäre bitteschön eine kalifornische Homecoming-Zeremonie vor dem Werk 1 in Zuffenhausen?

  • (c) Fotos: Bastian Schramm - Text: Jan Baedeker