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Es gibt die Daheimbleiber und die Herumtreiber. Die Stubenhocker und die Abenteurer. Die Vorsichtigen und die Verwegenen. – Wir gehören vermutlich zur zweiten Kategorie, und dass Sie dieses Buch aufgeschlagen haben, könnte ein zwingendes Indiz dafür sein, dass auch Sie in unserem Team sind. Ja, da draußen holt man sich aufgeschlagene Knie, offene Ellbogen und Heimweh und trotzdem müssen wir immer wieder raus, der Nase nach, mit einer großen Portion Fernweh als Kompass. Klingt anstrengend? – Vielleicht hilft Ihnen eine kleine Geschichte dabei, sich mit Ihrem inneren Rolling Stone zu versöhnen: Es soll eine Tiefseewurm-Gattung geben, die beim Erwachsenwerden ständig in Bewegung ist, auf der Suche nach dem schönsten Platz am Meeresgrund. Sobald sie den gefunden hat, beginnt sie ihr Gehirn zu verdauen, reduziert sich aufs vegetative Nervensystem, aufs Fressen und Ausscheiden. Man könnte also sagen: Wer in Bewegung ist, denkt. Wer nicht mehr unterwegs ist, benötigt sein Gehirn nicht mehr, er wird zum Schlund.
 

  • Bitte diese Metapher nicht auf ihren netten Nachbar anwenden, der gerade in stillem Hygge-Glück die Geranien am Balkon gießt und sich auf ruhige Tage in den eigenen vier Wänden einstellt. Die Wurm-Geschichte gehört nur Ihnen: dem Unruhegeist, dem rastlosen Wanderer. Damit Sie sich im Auto-Rückspiegel zuzwinkern können und sagen: Es ist gut so, im Meer wärst du kein Wurm, sondern ein Grauwal. Tausende Kilometer weit und dann wieder zurück. Bei CURVES kennen wir uns damit aus, wir haben mittlerweile über ein Jahrzehnt hinter uns und als Grauwale der Straßen dieser Welt unfassbar viele Kilometer zurückgelegt. Tatsächlich führen wir kein Buch mehr, der Kilometerzähler ist bei 99.999 längst auf Null umgesprungen und läuft von vorn los. Wir genießen weiterhin jeden Meter, jeden Moment. Jedes Tal, jeden Berg, jede Kurve und jede Gerade dazwischen. Von Zeit zu Zeit halten wir aber inne und schauen ins Familienalbum der CURVES-Community, erinnern uns an die ganz besonderen Momente. An automobile Reisegefährten und die Menschen, denen wir mit ihnen begegnet sind. Es mag bereits eine Weile her sein, als ein Erklär-Wütender versucht hat, uns auf den Prüfstand zu stellen: Welchen Sinn denn CURVES mache, eine Autozeitschrift ohne Autos, oder ein Reise-Buch ohne Ankommen …? – Natürlich haben wir diesen Sinnsucher gern an unserer Weisheit teilhaben lassen, wissen aber bis heute nicht, ob unsere Erklärung in ihm Wurzeln geschlagen hat, und widmen deshalb diese Ausgabe von CURVES unseren Zweiflern: PORSCHE CURVES, das ist CURVES mit Autos und Ankommen. Ein Portrait der besten und spannendsten Porsche, die wir in den letzten Reisemonaten kennenlernen konnten, an den Kraftpunkten des Unterwegsseins.

  • In diesem PORSCHE CURVES werden Sie den Legenden der 1950er-Jahre begegnen, Klassikern aus den Siebzigern und Achtzigern, bis hin zu glorreichen Porsche-High-Tech-Maschinen der Neuzeit. Teilweise ganz selbstverständlich in ein und derselben Ausfahrt unterwegs – weil zwischen Porsche 550 Spyder, 914/6, 930 Turbo, 928, Cayenne, 918 Spyder oder aktuellem 911 Dakar jene Blutlinie verläuft, die Porsche ausmacht. Übrigens muss man den Porsche-Spirit nicht übersetzen, auch wenn er in seiner trockenen, Pathosarmen Art typisch deutsch ist, ist er doch in jeder Kultur verständlich. Wir haben es selbst rund um den Globus erlebt: Die Community spricht Porsche, von den USA über Island bis Neuseeland, von Patagonien bis Singapur. Die Begeisterung für Porsche ist überall gleich. Die hier vorliegende Sammlung von Momentaufnahmen hat es in sich: Wir starten im glasklaren Licht des Nordens, wo ein Auto namens „Dakar“ auf Island zeigt, dass Porsche auch auf Fragen der Eiswüste eine heiße Antwort kennt. Und dann die Alpen, unser Wohnzimmer und ewiger Lieblings-Raum, das Gebirge in dem CURVES geboren wurde und immer noch zu Hause ist. Mit Patagonien haben unsere großen Alpen-Fahrten einen mächtigen Blutsbruder gefunden, die Reise im geländegängigen Cayenne über Schotterpisten bis zu den Gletschern des Südens kreist immer noch durch unsere Tagträume. Sekundenbruchteil-Erinnerungen aus stechendem Fernweh – auf den Seiten dieser PORSCHE-CURVES-Ausgabe erleben wir sie noch einmal.

  • In diesem Rhythmus geht es weiter, auf kleine Fluchten und Reisen in die Postkarte folgen epische Fahrten. Im Norden und Süden, bei schwüler Hitze und Monsunregen, bei trockener Kälte. Rennstrecken hatten wir unter den Rädern, kurvige Inselstraßen auf Sardinien und Korsika, aber auch den glühenden Asphalt der Millionenstädte in Südostasien. Vietnam im 911 GT3 RS und dann der 918 Spyder am Sustenpass – wenn das kein Spannungsbogen ist, der unser Thema ausgezeichnet unterstreicht. Also, nochmal von vorn: Es gibt Daheimbleiber und Herumtreiber, Stubenhocker und Abenteurer …