Wer nun aber eine schnöde Wiederholung des schon einmal behandelten Themas wittert, sei getröstet: So einfach machen wir es uns nicht. Wie immer suchen wir in erster Linie unsere eigene Zufriedenheit – wir würden uns also nicht mit einer kalkulierten Neuauflage zufrieden geben. Wir fahren noch einmal, wir erleben noch einmal, wir sammeln ganz neue Bilder und Eindrücke. CURVES ist kein Konzept, sondern ein Bedürfnis. Wir sind auch ohne Kamera immer wieder in den Dolomiten unterwegs, schauen am Stelvio nach dem Rechten, surfen übers Timmelsjoch oder rollen rund um die Drei Zinnen. Vom ersten Öffnen der Pässe bis tief hinein in den Herbst treibt es die CURVES-Crew nach Italien. Die Berge zeigen sich dann von immer neuen Seiten: Sonne oder Regen, Hitze oder Kälte, Licht oder Dunkelheit machen das Land bei jedem Besuch zu etwas ganz Neuem, Besonderem. Vielleicht wollten wir das ja ein Stück weit einfangen – dass die Berge trotz ihrer vermeintlichen Millionen-Jahre-Statik ein äußerst dynamischer Ort sind. Und dann bringt man ja auch immer sich selbst mit. Hat sich selbst im Gepäck. Immer neu und immer anders. Auf die Produktion von CURVES wirkt sich das maßgeblich aus. Vielleicht bemerken unsere aufmerksamen Leser, dass zwischen unserem letzten Ausflug in die Dolomiten und dem vorliegenden tatsächlich ein Perspektivenwechsel liegt: Wir haben Schottland, Sizilien, die USA, die Pyrenäen bereist und porträtiert – mit diesen Bildern im Hinterkopf konnten wir die Alpen, unsere Lieblingsberge, ganz neu und anders sehen. Wie ein Nachhausekommen nach langer Weltreise.
Vielleicht hat auch das bevorzugte Transportmittel unserer diesjährigen Dolomitenfahrt bis hinunter nach Venedig auf die Stimmung abgefärbt: Im kompromisslosen Porsche 911 GT3 wird einfach alles ungefilterter und direkter, der Purist in Porsches Modellprogramm macht Berge und Pass-Straßen zu einem schonungslosen Erlebnis, gleichzeitig addiert er eine ganz eigene, starke Färbung, die uns ganz dicht an jede Kurve gerückt hat. Wir sagen Danke an Porsche, für die Möglichkeit in diesem spektakulären Fahrzeug unterwegs zu sein
Wir hoffen, dass sich auch die Fans der ersten CURVES-Reise nach Italien von dieser neuen Perspektive anstecken lassen, die uns bei der Produktion aufs Neue mitgerissen hat. Der äußerste Norden Italiens verströmt eine betörende Wildheit aus mediterranem Schmelz, sinnlicher, duftender, chaotischer Natur und gleichzeitig dem derben Charakter der Berge. Die Alpen scheinen hier nachts vom Urlaub am Mittelmeer zu träumen, einmal Gelati statt Gletscher, einmal nur die steinernen Füße ins warme Wasser der Adria halten. Pure Leidenschaft nimmt in den mückenverseuchten Reis-Sümpfen der Po-Ebene Anlauf, lässt sich vom Drama einer Verdi-Oper aufputschen und landet mit großer Geste in den Felstürmen der Dolomiten. Nichts gegen die harten, wilden Berge der Schweiz, gegen die Majestät der französischen Alpen, aber der zähnefletschende Zorn von Marmolata, Rosengarten oder Drei Zinnen hat eine ganz eigene erschreckende Schönheit. Auf unserer Reise haben wir versucht, die Schichten der Dolomiten und des Trentino nachzuvollziehen: vom Mit-telmeer über die vorgelagerten Ebenen, dann in den feuchten, grünen Sockel der Berge hinein. Über die fruchtbaren Täler der ersten Höhen hinauf ins mächtige Gebirge mit seinen weiten Landschaften. Dann die unbarmherzigen, steinernen Gipfel. Interessanterweise reflektiert sich diese Welt sogar in ihren Bewohnern: Auch wenn sich die Südtiroler und die Bewohner des Trentino aus alten, harschen Gründen immer etwas als Menschen zwischen den Welten fühlen, die das Italien Roms ablehnen, steckt doch ganz viel Süden in den Seelen. Wer diesen Sehnsuchtscharakter der italienischen Alpen einmal erlebt hat, wird wiederkommen. So wie wir.