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Sihabutr Xoomsai zieht die Ray Ban mit dem Zeigfinger der rechten Hand langsam ein paar Millimeter von der Nasenwurzel, dunkel blitzende Augen tauchen über dem Brillenrand auf. Dann wächst ein breites Grinsen aus seinen Mundwinkeln: „Das hier ist perfekt, it`s pure perfection.“ – Die Arme im Nacken verschränkt lehnt er sich zurück und fängt mit dem Gesicht Sonnenstrahlen ein, die aus dem Wipfel einer Palme flirren. Ein warmer Wind lässt die Blattkrone rauschen, bläht die schattenspendende Markise über unserem Platz im Freien und treibt mächtige Wolkenberge über einen tiefblauen Himmel. Gleich neben dem kleinen Restaurant im Norden Thailands steht ein Rudel Porsche und Xoomsai – oder Tenn, wie er von Freunden genannt wird – schaut zufrieden zu den Sportwagen hinüber. „Gute Idee von Euch, „Das Treffen“ auch auf die Straße bringen. Ein klein wenig zumindest. Sechs Autos von weit über 300.“ – Tenn lacht. Und wird dann wieder ernst: „Macht Ihr das so in Europa? Raus und fahren, fahren, fahren? Ist in Thailand bisher noch nicht so bekannt. Der Süden ist zu heiß, zu schwül. Aber hier oben – perfekt.“

  • Gerade erst ist Südostasiens größtes Porsche-Treffen zu Ende gegangen. Unten in Bangkok. Zum dritten Mal in Folge. Ein Fest des Porsche-Kults. „Das Treffen“, wie Tenn auf Thai-Englisch mit so herrlich schleppendem Zungenschlag sagt und dabei versucht die präzise Härte der deutschen Aussprache hinzubekommen. „Das Treffen“ ist Tenns Idee und der Chefredakteur des Porsche Fanzines „GT Porsche Thailand“ scheint mit seiner Idee den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben: Die Porsche-Fans zieht es aus allen Himmelsrichtungen nach Bangkok, teilweise rocken sie auf Achse aus Malaysia oder gar Singapur in die thailändische Hauptstadt um dann die ultimative Feierlaune zu zünden. Und jetzt wird die Party auf vorsichtigen Wunsch der Mannschaft des deutschen CURVES Magazin eben um ein paar Hundert Kilometer gestreckt, das hier ist sozusagen die inoffizielle VIP-Lounge des Events: Raus aus Bangkok, hoch nach Nan gleich an der Grenze zu Laos, rein in die Porsche und dann – Straßen surfen.

  • Kleine Gruppe, ein Cayman sowie fünf 911 verschiedener Epochen, nette Leute und entspannt fokussiertes Angasen. Zugegeben: Wir hätten Thailand nicht unbedingt auf unserer Top Ten-Liste der heißesten Kurven-Spots geführt, aber das ist seit den ersten Kilometern hinter Nan nur noch ein Denkfehler. Fantastische Kurven und atemberaubend guter Asphalt ziehen den Pulk regelrecht euphorisch in den Doi Phu Kha-Nationalpark und ab dann ist alles eh nur noch der helle Wahnsinn. Reiner Flow kursiert als hochgradig ansteckende Seuche, bei jedem Stopp wischen sich die Fahrer mühsam die Anzeichen von heftiger Ideallinien-Trance aus dem Gesicht und strahlen dann wie die Kinder. Freude als Destillat. Knurrende Boxer-Maschinen. Die feucht-schwüle Luft der grünen Berge in offenen Seitenscheiben. Vorbeihuschende Straßenschilder mit den typischen Schnörkeln der thailändischen Abugida-Schrift. Hütten, Schreine, Tempel und kleine Verkaufsstände.

  • Dann das kleine Restaurant im Hügelland. Während wir auf Suppe warten, frittiertes Gemüse und Gegrilltes wandert der Blick ins Weite. Auf bewaldete Hügelkuppen die sich bis zum Horizont ziehen, dazwischen Reisfelder und Plantagen. „Das ist die Toskana Thailands“, murmelt der Europäer in der Gang und hat es als Kompliment gemeint. Die Hügel. Die Weite. Das Essen. Und die Straßen. Irgendwann ist auch der letzte Finger abgeleckt und der letzte Kaffeetropfen aus den Tassen geschlürft und die ganze Bande zieht weiter. Am gelben Doppelstrich einer der feinsten Fahrstraßen dieses Planeten entlang. Weiter durch die Ebene unterhalb des Phayao-Sees, dann in die Berge hinein. Verschlungen, verdaut und endlich ausgespieen von einer monumentalen Kurvenschlange, der wir uns nur zu gerne als Opfer angeboten haben. Erst viele Kilometer später stranden wir in Chiang Mai, vor dem Gebirge an der Grenze zu Myanmar. Goldene Zacken zieren Tempel, die Abendsonne taucht alles in weiches Licht. Wir rollen über ein Straßen-Schachbrett-Muster durch Reisfelder in die Stadt. Kurze Gerade, neunzig Grad-Kurve, Beschleunigen, 90 Grad, Gas, Bremse, Lenken, während die Sonne untergeht. Hier im Norden Thailands. An einem Tag im Dezember.

  • Thanxs to: Porsche Asia Pacific & Porsche Thailand. Yannik, Tenn and his Crew - David, A, Nay, Mike, Oou & A-GT, Instaphil & Keko

    (c) Photos: Stefan Bogner - Making of: P. Hohenthanner - Text: Ben Winter