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Beim größten Porsche-Rennwagentreffen der Welt lässt sich die Motorsportgeschichte der Zuffenhausener hautnah erleben. Zur fünften Ausgabe der Rennsport Reunion auf der legendären Strecke von Laguna Seca feierten zahlreiche Rennlegenden die Wiedervereinigung mit ihren Boliden.

  • “Die Rennsport Reunion lasse ich mir natürlich nicht entgehen!”, sagt der sechsfache Le Mans Sieger Jackie Ickx, während wir gemeinsam durch das Le-Mans-Paddock der Rennsport Reunion spazieren. Zu jedem Porsche-Lemans-Rennwagen aus über 50 Jahren Renngeschichte hat der Belgier etwas zu erzählen. Auf die Frage, welches Le-Mans-Rennen für ihn persönlich das prägenste war, sagt Ickx: “Das war 1977, als das gesamte Porsche-Team mit technischen Problemen zu kämpfen hatte und wir nur noch einen 936 auf der Strecke hatten. Gemeinsam mit Hurley Haywood und Jürgen Barth holten wir mit dem letzten Porsche im Rennen Runde für Runde auf, bis plötzlich ein technisches Problem auftrat. Aber unser Vorsprung war so groß, dass wir uns entschieden den Wagen zu reparieren. Dank dem legendärem Renningenieur Klaus Bischof und seinem Team wurde der Rennwagen wieder startklar gemacht und wir siegten gemeinsam, obwohl das Rennen für uns schon als verloren galt. Das war eine richtige Team-Leistung!“ Es sind Geschichten wie diese, die den Mythos Porsche bis heute befeuern und die Begeisterung für die Marke auf der Rennsport Reunion erklären.

  • Angefangen hat alles im Jahr 2001, als Bob Carlson und Klaus Bischof auf die Idee kamen, die glorreichen Rennerfolge von Porsche mit einem Festival zu feiern. Die erste Ausgabe der Rennsport Reunion fand in einem fast schon familären Kreis, zu dem auch Paul Newman und Jacky Ickx zählten, auf der Rennstrecke von Limerock Park statt. Es folgten zwei Ausgaben in Daytona, bis sich Laguna Seca als Austragungsort etablierte – und auch durch das verstärkte Engagement aus Stuttgart immer größer wurde. In diesem Fall ist das Wachstum aber nichts schlechtes, denn mittlerweile ist die Rennsport Reunion ein Pilgerort für Porsche-Begeisterte aus aller Welt. In diesem Jahr waren mehr ehemalige Porsche-Rennfahrer und andere große Namen der Zuffenhausener Rennhistorie versammelt, als jemals zuvor an einem Ort: Von Porsche-Renningenieur Norbert Singer, der an 16 der insgesamt 17 Porsche Le-Mans-Siegen beteiligt war, bis hin zu Rennfahrern wie Jochen Mass, Jackie Oliver, Hans Herrmann, Derek Bell, Vic Elford und Hurley Haywood. Sie alle feierten gemeinsam mit fast 100.000 Porsche-Fans die Rennsport-Reunion.

  • Der besondere Reiz einer Veranstaltung wie dieser ist es natürlich, Rennwagen von damals auf der Rennstrecke in Aktion zu erleben. In insgesamt sieben Gruppen wetteiferten historische Porsche – vom 1960er RS600 bis hin zu modernen Porsche GT3 – um die Klassensiege. Besonders beeindruckend war das Starterfeld des Weissach Cups. Während des Rennens lieferten sich ein Gulf Porsche 917 K, ein Porsche 910 und ein Porsche 906 atemberaubende Duelle um die Podiumsplätze. Schade nur, dass Aufgrund strenger Regeln im US-Motorsport richtige “Fights” doch eher die Ausnahme waren und Überholmanöver, die in den Augen der Stewarts als zu riskant erscheinen, mit Strafen geahndet wurden.

  • Dennoch ist es ein unglaubliches Erlebnis, wenn man an der Rennstrecke steht und ein Porsche 908 aus des steilen Corkscrew-Kurve kommend in die abfallende Gerade schiesst und mit seinem unglaublichen Gebrüll an einem vorbeirast. Das Besondere an den Rennen der Rennsport Reunion ist eben, dass man den historischen Motorsport dort wirklich hautnah erleben kann. Ganz anders als bei historischen Rennveranstaltungen in Europa, hat man als ganz normaler Besucher auch fast überall Zutritt: Fahrerlager und Renngaragen sind für alle geöffnet. Auch der Verlauf der Strecke erlaubt es relativ nah am Renngeschehen dabei zu sein. Dass alles macht die Rennsport Reunion zu einer wirklich einzigartigen Veranstaltung, wie auch ich sie noch nicht zuvor erlebt habe.

  • (c) Text: Phillip Rathgen/Classicdriver • Bilder: Stefan Bogner