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Neulich auf Korsika: Unterwegs für die Produktion des nächsten CURVES-Abenteuers, in einem Reisegefährten, der nur auf den zweiten Blick auf diese Mittelmeer-Insel passt – dem Porsche 911 Dakar. Dass seine Wurzeln in den dreckigsten, herbsten Kapiteln des Rallye-Rennsports liegen, könnte ein erstes Indiz für seine Verbindung zu Korsika sein. Schließlich wurden die Paris-Dakar-Renner auf Basis des Porsche 911 in genau jener Zeit an staubige Startlinien geschoben, als in der Rallye-Weltmeisterschaft die infame Gruppe B ihren Höhepunkt hatte. Auch der Porsche 959, das erste geistige Kind der Rallye-911 in den 1980er-Jahren, ist im Spirit dieser Gruppe-B-Renner gemacht: brachiale Leistung, abartige Fahrleistungen, geschnürt in ein allstraßengängiges Paket.

  • Selbst die Rennsport-Gen-freien Pragmatiker im CURVES-Team haben nach unserer Zeit im 911 Dakar auf Korsika uneingeschränkt bestätigt: Die Fähigkeiten dieses Autos, wenn Straßen hart und bitter werden, sich am Ende sogar ganz auflösen, sind unbestechlich und beeindruckend. Wie ein Derwisch turnt der Porsche 911 Dakar über die kleinsten Sträßchen, bewegt sich mit Biss und Geschmeidigkeit, verbindet Präzision mit Gutmütigkeit. Asphalt, der jedes andere Auto dieser Leistungskategorie in Stücke prügeln würde, nimmt der 911 Dakar mit Großmut und Verbindlichkeit, den bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Präziser: Auf unserer Korsika-Reise eigentlich gar nichts.

  • Und natürlich haben wir ihn dann immer wagemutiger und vertrauter selbst die kleinen Eselspfade am Ende der Gebirgstäler hinaufgeprügelt oder beim Fotografieren einfach mal über Almen, Schotterstraßen und Nicht-Straßen abgekürzt – der Porsche 911 Dakar klettert mit seinem kurzen Radstand, der ebenso hohen wie zusätzlich auf Niveau „Bergziege“ verstellbaren Bodenfreiheit völlig unbarmherzig. Als wir den Porsche 911 Dakar am Ende der Fahrt in seinen Stall bei Porsche Deutschland zurückbringen mussten, waren wir diesem Tausendsassa mit Haut und Haaren verfallen. Er ist kein Modeartikel, kein abseitiges Derivat, sondern eigentlich so, wie jeder 911 abseits von Rennstrecken sein sollte: kompetent, klar, logisch. Wir haben seit Korsika nur einen Wunsch: Porsche, könnt ihr bitteschön einen „Dakar“ bauen, der nicht als limitierte Auflage das Licht der Welt erblickt, sondern irgendwo zwischen 911 S und GTS, ganz handfest, für Breitensport auf den staubigen Straßen dieser Welt? – „Dakar“ ist ja bereits vergeben, wir hätten daher zwei Namensvorschläge: 911 Curves oder 911 Corse. Wir finden, das könnte passen.

  • (c) Text: Ben Winter - Photos: Stefan Bogner