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Ein Kaltstart ist schon unter normalen Bedingungen keine gute Idee – und erst recht nicht, wenn es sich um anspruchsvolle Rennmotoren handelt und die Temperaturen im zweistelligen Minusbereich liegen. Doch Ferdi Porsche, Constantin Klein und das Team des GP Ice Race entschieden sich dennoch dafür: Nachdem sie die dritte Ausgabe ihrer motorsportlichen Pistengaudi vor großem Publikum aufgrund der Corona-Pandemie auf das Jahr 2022 vertagen mussten, wagten sie sich unter dem Motto 'Cold Start by GP' zumindest im kleinen Kreis aufs Eis. Nach einem Lockdown-Winter auf der Couch juckte es den Sportfahrern nämlich schon merklich im Gasfuß. Und da die Piste auf dem neuen Gelände am Flughafen von Zell am See schon einmal präpariert war, wäre es schließlich schade gewesen, den schönen Schnee einfach ungenutzt tauen zu lassen. So kann man dieser Tage in direkter Nachbarschaft des Familiensitzes der Porsches einige bekannte Gesichter und illustre Maschinen beim motorisierten Wintersport beobachten. Da drehte etwa kein Geringerer als Walter Röhrl einige Runden auf der Rennsport-Loipe – und zwar am Steuer jenes legendären Rothmans-Porsche 953, der 1984 die Rallye Paris Dakar gewonnen hatte.

  • Natürlich dauerte es nicht lange, bis der Wüstensportler mittels eines Seils zum Skilift umfunktioniert wurde. Und sich Ferdi Porsche und der norwegische Ski-Weltcup-Champion Aksel Lund Svindal beim Skijöring um den verschneiten Rundkurs ziehen ließen. Schließlich gehört die Disziplin in Zell am See schon seit den 1950er Jahren zum winterlichen Ertüchtigungsprogramm – wie könnte man mit eines solch schönen Tradition brechen?

    Den Atem verschlug uns jedoch der Auftritt einer anderen Rennsportikone aus Zuffenhausen: Über den Runway des Flughafens rollte doch tatsächlich jener Porsche 911 GT1 Evolution, der in der Rennsaison 1998 für das Zakspeed Team im friesisch-herben Livrée von Jever gestartet war. Der gewaltige, dunkelgrüne Langheck-Rennwagen mit dem rot-weiß gestreiften Cockpitdach ist an sich schon ein Hingucker – mit den verschneiten Berghängen im Hintergrund und angestrahlt vom Licht der Abendsonne war der GT1 ein schier überwältigender Anblick. Der Drift übers Eis wurde dem filigranen Rennwagen jedoch vorerst erspart.

    Ein großer Bewunderer des Jever-Porsches ist auch der Sammler Philip Kadoorie – hat er seinen Safari 911 doch im Livrée des GT1 gestalten lassen. Bei Instagram hat der vom Spezialisten Richard Tuthill in England aufgebaute Offroad-Elfer bereits hohe Wellen geschlagen. Schließlich fuhr Kadoorie mit ihm bei der Safari Classic Rally in Kenia und Tansania auf den vierten Platz und stellte auch sonst bei zahlreichen Gelegenheit die Flugkünste des Geländesportlers unter Beweis. Nun stand er tatsächlich in Zell am See auf der Landebahn. Und ließ es sich im Anschluss an das Fotoshoot nicht nehmen, die Reifen auf der Schneepiste abzukühlen.

  • Zwischen Zebra à la Serengeti und psychedelischem Pascha-Muster changierte derweil der Porsche 911 des GP-Teams. Gestaltet wurde das Art Car vom Porsche-Künstler Jeffrey Docherty. Der Yeti auf der Flanke des Elfers ist übrigens so etwas wie das Maskottchen des GP Ice Race – und wäre an diesem Tag ein waschechter Schneemensch mit dem Volant in der Hand aus dem Cockpit gestiegen, wir hätten uns wohl nicht einmal gewundert. Für Porsche-Fans ist das GP Ice Race ja so etwas wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag – auch wenn man in diesem Jahr eben nur virtuell mitfeiern kann. Angestoßen wurde beim 'Cold Start by GP' auch auf das 25. Jubiläum des Porsche Boxster: Zum Geburtstag hatte Zuffenhausen die neue Jubiläumsedition nach Zell am See aufs Eis geschickt, die mit einer rasanten Drift-Vorstellung sicherlich alle 25 Kerzen auf einen Streich ausgepustet hätte. Mit ihrem virtuellen “Cold Start by GP” Event haben Ferdi Porsche und sein Team nicht nur ihren Fans einige wunderbar unbeschwert-wintersportliche Eindrücke geschenkt, sondern auch die Vorfreude aufs kommende Jahr geschürt. «Die Elemente, die das GP Ice Race so einzigartig machen, sind der Gemeinschaftsgeist, die Offenheit – und der Wunsch, Motorsport so greifbar und authentisch erlebbar zu machen», sagte uns Ferdi Porsche mit Blick auf das nächste Jahr. «Diese Rezeptur steckte schon in den ursprünglichen Eisrennen und unser Ziel ist es, dieses Erbe nachhaltig auszubauen.» Und sein Mitstreiter Constantin Klein ergänzte: «Wir lieben unsere Fans und wissen, dass wir weiter denken müssen als bis zum nächsten großen Rennen und nicht nur Autos berücksichtigen sollten. Das GP Ice Race ist in kürzester Zeit zu einer einzigartigen Marke herangewachsen, die wir weiter vorantreiben werden.»So dürfte das GP Ice Race, wenn es Anfang 2022 rund um den Flugplatz von Zell am See stattfindet, noch größer und eindrucksvoller werden. Auch neue, momentan noch streng geheime Programmpunkte sind geplant. Und auch wenn das Line-Up dieser inoffiziellen Trainingsrunde uns bereits nachhaltig beeinruckt hat, sind wir doch sicher, dass die GP-Familie für die nächste Ausgabe nochmals einige Überraschungsmomente aus dem Hut zaubern wird.

  • (c) Text: Jan Karl Baedeker • Fotos: Stefan Bogner