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Gut, eine Schönheit ist das Glöckler-Coupé sicherlich nicht. Dafür gilt der Selfmade-Porsche als erster Carrera der Markengeschichte. Sogar eine Mille-Miglia-Legende hätte der Glöckler-Porsche 356 werden können. Nur war das Timing der Ingenieure nicht ideal... 

  • Der Frankfurter Automobilhändler Walter Glöckler lebte seine Passion für Automobil- und Motorradrennen in den 1950er Jahren mit dem Bau eigener Sportwagen aus. Glöckler war bereits offizieller VW-Händler, als er 1950 auch die Generalvertretung für Porsche übernahm. Nun konnte er sich technische Komponenten aus den Hersteller-Regalen nehmen und diese mit seinem eigens konstruierten Rohrrahmen-Chassis kombinieren. So entstanden zwischen 1948 und 1953 insgesamt sechs Sportwagen-Modelle. Während das Allererste von 1948 noch Hanomag-Technik besaß, wurden die folgenden Eigenbauten mit VW- und Porsche-Komponenten ausgestattet. Die Glöckler-Reihe gipfelte 1953 in Modell Nummer sechs – dem Glöckler-Porsche 1500 Super, der heute als Vorgänger des Porsche 550 gilt. Denn längst war man auch in Zuffenhausen aufmerksam geworden auf die leichten und erfolgreichen Rennwagen aus Frankfurt. Der Konzern übernahm die Konstruktionspläne und baute die ersten Exemplare des Porsche 550.

  • Der krönende Abschluss der Glöckler-Geschichte war allerdings Modell Nummer sieben, das einzige Coupé, das je gebaut wurde. Das Glöckler-Coupé wurde speziell für die Mille Miglia konstruiert, sollte 1954 beim Langstreckenrennen an den Start gehen – und war aus vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Schon allein die Form des Zweisitzers mit seinen fast senkrecht stehenden Scheinwerfern und zentralem Zusatzscheinwerfern, großen geschwungenen Radläufen und der eigenwilligen Heckflossenoptik war etwas ganz Besonderes. Zudem besaß der Mille-Miglia-Sportwagen bis ins Dach hineinragende Türen – vermutlich, um trotz Helm schnell ins Fahrzeug zu gelangen und wieder heraus. Die Panoramaheckscheibe, eines der außergewöhnlichsten Designelemente des Glöckler-Coupé, sorgte derweil dafür, dass den Piloten kein Verfolger entging. Schließlich waren zu der Zeit die meisten Rennwagen offen – das Coupé sollte offensichtlich keine Defizite gegen die Konkurrenz aufweisen.

  • Im Heck des Glöckler-Coupés saß der nagelneue Königswellen-Motor von Ernst Fuhrmann, der erst danach im Porsche 356 Carrera zum Einsatz kam und den Begriff „Carrera“ manifestierte. Bei der Mille Miglia startete Glöcklers Coupé jedoch nie. Das Auto wurde nicht reichzeitig fertig und konnte erst beim Langstreckenrennen Lüttich–Rom–Lüttich antreten. Das Team Helm Glöckler, Cousin von Walter Glöckler, und Max Nathan retteten den Wagen trotz technischer Probleme ins Ziel.

  • Obwohl dem Glöckler-Coupé keine erfolgreiche Rennhistorie beschieden war, ist er rückblickend in vielerlei Hinsicht eine gelungene Pointe der Glöckler-Ära – und zudem ein absolutes Einzelstück. Das Auto befindet sich heute im restaurierten Zustand, besitzt einen FIVA-Pass, eine deutsche Straßenzulassung, eine umfassend dokumentierte Historie – und steht beim Classic Driver HändlerC.F. MIRBACH in Anzing bei München zum Verkauf. Wer nun bedenken hat (aufgrund der verpassten Mille-Miglia-Teilnahme im Jahr 1954), mit diesem Klassiker nicht an der historischen Mille Miglia teilnehmen zu können, sollte sich entspannen – jedes Jahr bekommen außergewöhnliche Fahrzeuge ohne direktem Bezug so etwas wie eine Wildcard für die "Mille". Jede Wette, dass der Glöckler-Porsche dabei wäre.

  • (c) CLASSICDRIVER, Jan Baedeker, Fotos: Stefan Bogner