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Aber eine isländische Automobilszene? Selbst von weltgewandten Petrolheads erntet man fragende Blicken. Vielleicht US-Geländewagen mit Suchscheinwerfern, Wikinger-Stickern auf der Stoßstange und Monsterreifen wie bei Mad Max? Oder japanische Campingbusse aus den Achtzigerjahren, die während ihrer endlosen Inselumrundungen langsam aber sicher mit Moos zuwachsen? Tatsächlich hat die Insel am Rande des Polarkreises eine kleine, aber durchaus besondere Szene von leidenschaftlichen Porschefahrern, die sich sogar zu einem Club zusammen getan – und nun den 70. Geburtstag ihrer Lieblingsmarke mit einer gemeinsamen Ausfahrt gefeiert haben.

  • Doch natürlich wird vor der epischen Kulisse der isländischen Natur aus einer kleiner Sonntagsfahrt sofort ein „Road Movie“ – und auch die Porsche, die zur Geburtstagsfeier aus den Garagen geholt wurden, sind nicht immer, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen: Der weiße, in qualmwolken über den Asphalt driftende Porsche 944 Turbo mit der gewaltigen Schwanzflosse hat, so lässt es sich der Besitzer entlocken, tatsächlich 900 PS und einen Corvette-Motor unter der Haube. 2.500 Kilometer Luftlinie von Zuffenhausen entfernt, muss man die Dinge nicht so eng sehen. Auch Pétur Lentz, der Präsidenten des rund 80 Mitglieder zählenden Porsche Club Island, ist – wie es sich für einen Abenteuerfilm gehört –nicht nur Porschefahrer, sondern auch Pilot. Und sitzt unter der Woche hinter dem Steuer einer Boeing 757.

  • Tatsächlich sind bei der Ausfahrt entlang der wolkenverhangenen Küste und durch regennasse Geröllfelder überraschend wenig SUVs und dafür umso mehr rennstreckentaugliche Sportgeräte dabei. Allzuviel Pragmatismus verdirbt einem hier oben, wo die Hälfte des Jahres die Sonne nicht scheint, schließlich die Laune. Und mit einem G-Modell aus den 1980er Jahren, einem fristierten 964, einem 997 Turbo oder einem GT3 RS aus der aktuellen Baureihe 991 kann man aus den wenigen Sommerwochen, in denen das Inselwetter sich freundlich zeigt, natürlich so viele Glückshormone ausschütten, dass sie auch in den langen Polarwintern noch nachwirken.