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Mit seinem Stromlinienautomobil für die Fernfahrt Berlin-Rom zeigte Ferdinand Porsche schon 1939 seinen Sinn für Aerodynamik und Sportlichkeit. Der Österreicher Michael Barbach hat den sagenumwobenen Berlin-Rom-Wagen nachgebaut - und in seine Hommage ganze 9.000 Stunden Arbeit investiert.

  • Das Wort „Replica“ wird von Automobilsammlern und Kennern nur ungern in den Mund genommen – schließlich zählen Originalität und „Matching Numbers“ zu den wichtigsten und wertvollsten Qualitäten, die ein Klassiker besitzen kann. Und doch gibt es Automobile, deren Geschichten so komplex und einzigartig scheinen und von denen nur noch so wenige Exemplare erhalten sind, dass ein Nachbau mehr als begrüßenswert scheint. Ein solches Exemplar ist auch Porsches sagenumwobene Berlin-Rom-Wagen. Im Frühjahr 1939 von Ferdinand Porsche in seinem Konstrukteursbüro auf Basis des KdF-Wagens entwickelt, sollte das seltsam geformte Gefährt im Herbst desselben Jahres bei einem durchaus politisch motivierten Autobahn-Rennen vom nazionalsozialistischen Berlin ins faschistisch regierte Rom eingesetzt werden. Doch der Ausbruch des Krieges machte die Pläne zunichte – und den Stromlinienwagen zu einem Faszinosum ganz eigener Art. Wie viele andere Automobilingenieure war auch der rennsportbegeisterte Ferdinand Porsche dem in den 1920er und 1930er Jahren aufkommenden „Aerodynamikvirus“ erlegen und ließ es sich freilich nicht nehmen, ebenfalls einen windschlüpfrigen Stromlinienwagen nach aeronautischen Pronzipien zu entwickeln. Das Sportcoupé mit seiner rundlichen Aluminiumkarosserie, dem schmalen Cockpit und den abgedeckten Radhäusern mag aus heutiger Sicht ulkig wirken – und doch entsprach es nicht nur dem neuesten Stand der Technik, es legte auch den Grundstein für jene flache, geschwungene Silhouette, die später mit dem Porsche 356 und schließlich dem Porsche 911 Designgeschichte schreiben sollte.

  • Drei Exemplare des Porsche Typ 64 – so der Projektname – wurden entsprechend des Reglements der Berlin-Rom-Rallye gebaut und auch während des Krieges noch weiter getestet. Ab den frühen 1940er Jahren verschwimmt die Geschichte der drei Stromlinienautos dann allerdings. Wurden zwei Exemplare von Bomben und bei Unfällen zerstört? Oder doch als Ersatzteil-Spender ausgeschlachtet? Die Quellen widersprechen sich. Sicher scheint nur, dass zumindest ein Auto überlebte und in den Nachkriegsjahren unter anderem von Ferdinand Porsches Sohn Ferry bewegt wurde. Im Sommer 1949 kaufte schließlich der österreichische Rennfahrer Otto Mathé das eigenwillige Coupé mit seinem Mittel-Heckmotor und setzte es in den kommenden Jahren erfolgreich bei zahlreichen Rennen ein. Mathé besaß den Berlin-Rom-Wagen bis zu seinem Ableben im Jahr 1995, veränderte bis dahin aber immer wieder das Setup des Wagens und installierte neue Technik und Motoren. Nach Mathés Tod kaufte der Rennfahrer Thomas Gruber das ungewöhnliche Automobil und ließ es beim Porsche-Spezialisten Michael Barbach in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzen. Als die Rekonstruktion des Originals im Jahr 2008 erneut den Besitzer wechselte, begann Restaurator Barbach schließlich mit der Entwicklung eines eigenen Nachbaus des allerersten Berlin-Rom-Wagens. Da das Bildmaterial aus den frühen Jahren spärlich und Ersatzteile so gut wie nicht vorhanden waren, gestaltete sich die Rekonstruktion allerdings mehr als kompliziert. Die Karosserie wurde von Hand gedengelt, Scheiben von Künstlern gebogen, Leuchten und zahlreiche weitere Kleinteile in aufwändiger Arbeit nachgebaut. Nach rund 9.000 Arbeitsstunden stand der Stromlinienporsche im Mai 2014 schließlich auf den Rädern – und ist seitdem nicht nur ein Blickfang bei historischen Veranstaltungen, sondern auch eine eindrucksvolle Erinnerung an die Pionierzeit des Automobils und die frühen Jahre von Porsche.

  • (c) Text: Jan Baedeker, Fotos: Stefan Bogner