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Wir haben unten am Sankt Moritzersee eine Verabredung zum Skijöring, aber irgendwie ist es hier oben am Berninapass gerade so unbeschreiblich schön. Porsche 911 GT2 RS und 911 ST auf eiskalter Pass-Straße, bedeckt mit Salzstaub, passagenweise unter hereingewehtem Schnee versteckt, Schmelzwasser-Bäche folgen dem Verlauf der Straße. Und wir lassen die intensivsten Elfer ihrer jeweiligen Epoche ganz intensiv fliegen. Mächtiges Voranstürmen, haarfeiner Kampf um jeden Mikrometer Traktion, dazu ein schneeweiß glühendes Panorama das sich von den Netzhäuten bis in die Seele brennt. Aus diesem Material sind unvergessliche Momente gemacht, die in der Erinnerung später immer wie in Zeitlupe ablaufen werden. Und dann gibt es da die Zeitraffer-Erlebnisse. Wie ein paar Minuten später unten im Tal.

  • Skijöring geht so: Ausreichend langes Seil am Abschlepphaken des Zugfahrzeugs verknoten, das andere Ende schnappt sich dann ein möglichst versierter Ski-Fahrer. Losrollen mit Gefühl, schließlich sollte man es dem Helden am Seil nicht bereits am Start schwerer als nötig machen. Und dann eben: Dem Skifahrer im Schlepptau einen möglichst gleichmäßigen Schwung bieten. Nicht zu schnell aber kernig auf den kurzen Geraden, fokussiert in den Kurven und möglichst geschmeidig an den Übergängen. Nach ein paar Metern ist der Blick in die Rückspiegel überflüssig, was da hinten passiert, verschwindet in einer Wolke aus aufgewirbelten Eiskristallen. Jetzt ist jeder auf sich selbst gestellt, Skijöring macht riesig Spaß aber auch im Kern einsam: Vorne will ein 700 PS-Monster oder ein auskeilender Klassikrallye-Bolide zu möglichst eleganter Form dressiert werden, hinten kämpfst Du gegen Schwerkraft, Fliehkraft, schwindende Bein- und Bizepskraft. Die Skifahrer haben den Dreh raus, bleiben ganz schön lange im eiskalt strudelnden Karussell und lassen erst ganz spät ihr Seilende fliegen. Vermutlich auch nur, weil die jetzt ans Steuer wollen. Driften, Rallye-Style.

  • (c) Stefan Bogner