kommen. Wir kennen die Freunde dort oben schon eine ganze Weile: Fusi, den Erfinder des Island Racetracks, der mittlerweile auch weiß, wie sich 270 Sachen auf der German Autobahn anfühlen, und Björki in seiner Garage oder Petur, der entweder eine Boeing 757 für Iceland Air fliegt oder den Porsche Club Island steuert. Und nach ein paar Tagen Island sind die Akkus der Seele dann wieder voll, die Insel ist eine Ladestation. Von abgewetzt und ausgepowert auf hellwach, tiefenentspannt und ON. Nach mittlerweile sechs Begegnungen mit Island zu allen Jahreszeiten wollen wir uns deshalb mit dieser CURVES-Ausgabe revanchieren. Den Hut vor diesem Wunderland am Polarkreis ziehen, seine Geschichte erzählen und die CURVES-Lesern mit auf eine Reise rund um die Insel nehmen. Es wurde Zeit.
Island hat uns dabei wieder einmal überrascht. Man kann es nicht anders sagen: Was Sie in den Händen halten, über 300 Seiten stark, ist die Spitze eines Eisbergs. Der Kegel des Vulkans. Island sprengt Objektive, lässt Kamerasensoren glühen, sorgt für eine unfassbare Flut der Bilder. Vielleicht ist der eigentlich beeindruckende Moment dieser Reise also genau jetzt erreicht: Beim Sichten des entstandenen Bildmaterials, Auge in Auge mit den fest eingebrannten Erinnerungen an viele Hunderte Kilometer. An das Wetter, den Wind, die Menschen, die Straße. Deshalb mögen wir die stillen Stunden am Bildschirm auch so, Zuhause im CURVES-Büro, wenn das ferne Land im Dunst verschwunden ist und durch die Bilder und Filme zurückkehrt. Wenn aus den Einhundertstel-Momentaufnahmen eine Geschichte werden soll, die unsere Leser abholt und mitnimmt. Wir haben bei jeder CURVES-Ausgabe seit mittlerweile 10 Jahren selbst gestaunt, was sich da so alles unter dem Auge der Kamera gezeigt hat. Dinge, die wir vielleicht im Moment des Erlebens und Fotografierens oder Filmens überhaupt nicht bemerkt hatten. Plötzlich sind sie da: Strukturen, Farben, große Wildheit, kleine Schönheit. Wie gesagt – wir entdecken das seit 10 Jahren immer wieder. Island bläst uns in dieser Hinsicht jedoch vollkommen weg. Dass wir dort waren – unter den lavaspeienden Vulkanen, am grau mahlenden Meer des Nordens, in den weiten Monochrom-Schotterwüsten und Multicolor-Landschaften – das berührt uns selbst. Und wir beginnen uns Fragen zu stellen: Wir war das noch? Was wäre gewesen, wenn? Nur einen Tag früher oder später – und dann?
Sagen wir es so: Die CURVES-Leser sollten sich nicht über einen zukünftigen zweiten oder dritten Band dieser Reise wundern. Material genug haben wir. Keine Sekunde Langweile. Aber vielleicht werden wir es auch anders machen. Und in ein paar Monaten zurück nach Island gehen, zu dieser kleinen Schotterstraße, an der wir vor ein paar Tagen umgekehrt sind. Die auf diesem einen Foto und in dieser einen Erinnerung aber immer noch fragt: „Willst Du nicht wissen, was an meinem Ende ist?“
Danke auch an Island. An die Freunde. Und an die Menschen, die wir so ungemein freundlich, positiv und unterstützend erlebt haben. Die dünne Schicht aus höflichem Desinteresse weicht nach wenigen Worten ebenso gelassener wie hartnäckiger Hilfsbereitschaft und einer eisgekühlten Fröhlichkeit, die kracht und knarrt wie die Eisschollen im Meer des Nordatlantiks. Man hat uns auf Vulkane geholfen und in die Hinter- und Wohnzimmer gelassen – Island ist so schön, weil die Leute so besonders sind. Wir sagen: Dankeschön. Auf Wiedersehen.
PS: Es kursieren wüste Legenden über die kulinarischen Herausforderungen Islands, und deshalb soll an dieser Stelle einfach einmal klargestellt werden, dass die Chance auf Island einen herrlich saftigen Hotdog zu verspeisen um ein Vielfaches höher ist, als fermentierten Hai zwischen die Zähne zu bekommen.