Wir sind am Ende. Präziser: am Ende der Welt. Endlich angekommen. Das heißt, nicht ganz: Etwas über 5.700 Kilometer liegen an unserem Startpunkt im chilenischen Puerto Montt vor uns, bis wir unten im Süden, von Feuerland aus, nur noch den Blick auf eisgrauen Pazifik haben – nächster Stopp: Antarktis. Dazwischen liegt Patagonien. Und die Fahrt durch dieses wilde, atemberaubend schöne Land, zum südlichen Ende des amerikanischen Kontinents, ist so etwas wie die Reise in eines der letzten Paralleluniversen unseres Planeten. Ein immer unwirklicheres Vorantasten in stillstehende Zeit. Ein Traum aus unwirklicher Schönheit. Ein dauerndes Ankommen im Unterwegssein. Definitives Ende und stetiger Anfang in einem. Ungefähr so würden wir die Reise durch Patagonien umschreiben.
Wir, das ist eine kleine Gruppe von Reisegenossen, die sich aus den unterschiedlichsten Gründen einem Vorhaben angeschlossen haben, das zu Beginn nicht mehr als eine Vision ist. Ein Traum. Ein Ausstieg. Oder wie auch immer man das Vorhaben nennen mag, in der Wildnis Patagoniens ans Ende der Welt zu fahren. Das ist nicht unbedingt eine All-inclusive-Kreuzfahrt mit festem Tagesprogramm und Abendunterhaltung. Eher das Gegenteil. Und diese Gruppe wird die Reise prägen, ihre Geschwindigkeit und ihren Verlauf, ihren Rhythmus und ihre Farben. Nicht umsonst nennen wir uns schon bald „Die Band“. Denn genau das sind wir: vollkommen unterschiedliche Charaktere, die etwas zur Fahrt beisteuern – mindestens sich selbst. Und am Ende wird etwas entstanden sein, das es nur so gibt, weil diese ganz bestimmten Menschen aneinander auskristallisiert sind. Bestellen >> Curves 20 - Patagonia
Die Mitglieder der „Band“ nehmen ihren Platz ein, finden sich, rütteln sich auf den Schotterpisten Patagoniens fest. Es gibt die Philosophen und Navigatoren, die Bremser und Heizer, die Zweifler und Optimisten. Einige Gefährten gehören schon lange Zeit zum Team, zu CURVES on tour, Freunde der CURVES-Community klinken sich als Überraschungsgäste live on stage ein. Zwei neue Mitglieder der CURVES-Band haben den Gig in Südamerika besonders bereichert: Colomba und Carlos. Wenn Colomba lacht, verliert selbst der härteste Grenzbeamte seine strenge Miene und es kann passieren, dass man von ihm danach zum Fußballschauen in die gute Stube einladen wird. Dabei ist Colomba eigentlich eine Rallye-erprobte, talentierte Schauspielerin, die sich auf unserer Reise das Ukulele Spielen beigebracht hat. Dabei organisiert sie, fast unbemerkt, die perfekte Unterkunft, findet die nächste Tankstelle und würde niemals zulassen, dass jemand „hangry“ wird. We love you, „Mama“! Carlos kennt Patagonien in und auswendig, als passionierter Adventure-Biker und Hiker demonstrierte er den ganz besonderen Riecher für Straßen, die es wert sind, erkundet zu werden. Wenn wir uns als Roadtripper etwas wünschen dürften wäre es wohl das Carlos-Plugin fürs Navigationssystem. „El Commandante“ hat uns sicher und mit unendlicher Geduld an all diese wunderbaren Orte geführt und wir durften von ihm viel über das Land, die Natur und die Menschen lernen. Dass Carlos einen Pilotenschein hat, mehrfach die Schallmauer durchbrochen hat und quasi Stammgast in der Antarktis ist, haben wir auf der Reise so ganz nebenbei erfahren. „Totally“ Carlos eben …
Natürlich ist aber jede und jeder auf dieser Reise essenziell ganz besonders. Jeder Blickwinkel bereichert die Fahrt. Wir haben auf dem langen Weg ans Ende der Welt deshalb eine Gemeinschaft erlebt, die kostbar, sinnvoll und unentbehrlich war. Während ringsum die Welt Patagoniens zum dramatischen Hauptdarsteller wurde, der mit jedem Kilometer immer mehr alles zur Ruhe brachte und relativierte, uns Menschen auf sich selbst zurückwarf, das Innerste hervorholte. Die verschwenderisch weite Natur Patagoniens hat etwas klarzustellen: Menschen sind auf diesem Planeten Gäste. Mehr nicht. Leben ist ein Privileg, keine Selbstverständlichkeit. Gut auch, dass wir uns für die lange Fahrt ideale Reisegenossen der automobilen Kategorie ausgesucht haben: Auf den brachialen Schotterpisten und Gebirgspässen Patagoniens, diesen vielen Kilometern als Traumwandlern, waren die Porsche Cayenne der ersten Modellgeneration einfach genial. Durchsetzungsfähig und energiegeladen, komfortabel und groß, ebenso mit flinker Beinarbeit ausgestattet wie mit beeindruckendem Fassungsvermögen. Mächtige Kofferräume mit Rallye-Talent. Reise-Elefanten, die bei Bedarf gewaltig voranstürmen können und dann wieder die Stetigkeit selbst sind.
Und noch etwas gehört zu dieser Reise: Bereits die Anreise zum Startpunkt der Fahrt in Chile ist aus unserer europäischen Perspektive keine banale Flugverbindungsangelegenheit, sondern eine Pilgerfahrt mit tiefer Wirkung. Es dauert schließlich selbst in Jet-Geschwindigkeit viele Stunden, bis man aus der Mitte Europas die großen Städte Südamerikas erreicht hat, und auch hier ist man immer noch unfassbar weit von Patagonien entfernt. Am Flughafen von Buenos Aires oder Santiago de Chile angekommen, hat der Reisende jenen Zustand zwischen Lethargie und distanzierter Selbstbeobachtung erreicht, den Fernreisen oder Flüge zum Mars eben bei der Spezies Homo sapiens auslösen: Du ahnst, dass du nicht hierher gehörst, aber dass umdrehen und nach Hause zurückschleichen nun auch keine Option mehr sind. Dann stehst du neben dir an den Anzeigetafeln der Fluglinien, schlafwandelst durch die Terminals. Dabei hüllen sich deine Synapsen in eine pelzige Jetlag-Aura und du stellst fest, dass es bis zum Beginn Patagoniens immer noch mehrere Stunden Warten und erneutes Fliegen sind. Oder auf alte Bahnverbindungs-Währung umgerechnet: tagelange Reise. Diese Erkenntnis des Verdammt-weit-weg-Seins sickert langsam ein, kommt als eiskalter Schock oder als zähfließender Fatalismus, und wenn du in diesem Moment der Erkenntnis irreversibler Verlorenheit so etwas wie Freude empfindest, weißt du: Ich liebe es, unterwegs zu sein. Weil Menschen unserer Sorte eben nicht gern stehenbleiben, deshalb. Weil es manchmal überhaupt nicht weit weg genug sein kann. Am Ende gehörte dann sogar der Heimweg zu den schwierigsten Etappen unserer Reise nach Patagonien, weil dieses magische und wunderschöne Land Menschenseelen einsaugt und nur unvollständig wieder hergibt. Am Ende der Fahrt sind wir immer noch voller Andacht und Sprachlosigkeit. Keine andere Reise hat uns bisher so von innen nach außen gedreht, etwas ist für immer in Patagonien geblieben. Bittersüß fernwehschmerzend. Wie das geht? Sein Herz an eine Landschaft verlieren und diese Erfahrung als Geschenk betrachten? – So ganz haben wir das immer noch nicht verstanden. Nur, dass ein Teil von uns immer noch auf der Anden-Passhöhe auf dem Weg nach Bariloche steht, an den Fjorden des Rio Cochrane, am Fuß der Torres del Paine oder am Beagle-Kanal. Am Ende der Welt. Oder: an ihrem Anfang