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Es ist ein sonderbares, beinahe feierliches Gefühl, mit CURVES in Süddeutschland unterwegs zu sein. Und das hat einen ganz bestimmten Grund: Die Mannschaft hinter CURVES kommt von hier, Süddeutschland ist unsere Hausstrecke. Wir sind mit dem Duft der Wälder und Wiesen aufgewachsen, mit dem Gefühl von süßem Seewasser in den Haaren. Unsere Beine wachsen vermutlich ein klein wenig schräg, weil wir Berge gewöhnt sind, und unsere Art zu denken ist auf dem Denken der vielen Generationen vor uns gewachsen: Wir sind Bayern, wir sind Schwaben, wir sind Schwarzwälder. Auf diese CURVES-Ausgabe haben wir uns deshalb schon lange gefreut. Wir haben sie regelrecht unausweichlich kommen sehen. Vielleicht hätten wir unsere Leser ja bereits viel früher hier herumführen sollen, so schön wie wir es haben. Aber das tut man nicht, das wäre schlecht erzogen, sehr aufdringlich, und schließlich mussten wir einander auch erst einmal kennenlernen. Daher also die langen Umwege über die halbe Welt, bis wir endlich im Schwarzwald gelandet sind, in Schwaben und Bayern. Natürlich ist das aber nur die halbe Wahrheit.

  • Ein kleines Stück weit haben wir vielleicht immer gezweifelt, dass sich irgendjemand für diesen Teil Deutschlands interessieren könnte, der für uns altbekannt und viel gesehen ist. Weshalb sollte man sich denn für den Schwarzwald begeistern, wenn man die Rocky Mountains oder die Pyrenäen haben kann? Wer sollte zum Bodensee fahren wollen, wenn es das Mittelmeer oder gar die Strände Thailands gibt? Weshalb Bayern, wenn es die Schweiz, Südtirol oder Schottland sein kann? – Und dann war da diese kleine, leise Stimme in uns. „Hey“, sagte sie, „so geht es allen Menschen mit ihrer Heimat: Man sieht sie oft, sie wird gewöhnlich und klein. In Wirklichkeit aber ist sie unsagbar schön und spannend, mach‘ mal die Augen auf …“ Genau das haben wir dann getan: Die Augen auf. Und auf einmal haben wir gesehen, wie tief und magisch und herrlich schwer der Schwarzwald sein kann. Wie reich und lieblich, wie lebendig und vielfältig das Allgäu und Schwaben sind. Wie majestätisch und wild, wie ehrlich, erdig und aufregend Bayern ist. Ab dann konnten wir es kaum noch erwarten, endlich loszufahren. Man möchte seine Gäste herumführen, sie begeistern und mitreißen, ihnen die Perspektive eines Einheimischen vermitteln. Weil man eben stolz auf sein Zuhause ist. Wenn dieses CURVES also vor allzu tiefen Einblicken strotzt, sehen Sie es uns nach. Wir haben keinen neutralen Zugang zu dieser Ecke der Welt, wir sind tief befangen. Vielleicht schaffen wir es trotzdem, mit diesem CURVES den Baden-Württembergern und Bayern unter unseren Lesern die Heimat neu zu erzählen. Vielleicht schaffen wir es auch, den CURVES-Lesern, die an einer weit entfernten Startlinie losgefahren sind und sich nun etwas eingeschüchtert umsehen, zu sagen: „Willkommen in unserem Garten, in unserem Wohnzimmer, unserem Kinderzimmer. Willkommen in unserer Heimat.“ Wir finden, die Zeit für diese beinahe private Tour mit Freunden ist nun wirklich reif. Wo sind wir nicht schon überall zusammen gewesen, vom hohen Norden bis in den tropischen Süden, da könnte es doch nun wirklich angebracht sein, die CURVES-Leser einmal mit zu uns nach Hause zu nehmen. Schließlich ist auch das ein wesentlicher Aspekt der CURVES-Idee: Unterwegssein mit Freunden, in Gegenden, die einem das Herz öffnen. Und wo wird man denn schon so schwach wie zu Hause. – „Backstage“, nennen wir dieses Kapitel, und da darf ganz bestimmt aus dem Nähkästchen geplaudert werden: Bei CURVES haben wir eine bekannte Schwäche für den Verlauf von Kurven, von Gelände, von Topographie. Es bereitet uns immer noch eine Gänsehaut, mit dem Helikopter oder Flugzeug über eine Landschaft aufzusteigen und dann alles aus der Vogelperspektive zu betrachten. Die unerklärliche Ästhetik von ins Gelände gegossenen Straßen zu bestaunen, die wir später mit dem Auto emotional abtasten. Als dann aber die Fotos der im Wolkendunst badenden Schwarzwaldberge vor uns lagen, die Bilder der beinahe asiatisch anmutenden Kesselberg-Strecke am Walchensee oder des endlosen, schroffen, furchteinflößenden Gebirgspanoramas rund um die Eng –, da haben wir einen dicken Kloß der Rührung hinuntergeschluckt.

  • „Mia san mia“ sagen die Bayern, „Dahoam is‘s am scheenstn“ die Schwaben und Nichts die Schwarzwälder. Aber das ist keineswegs so vereinnahmend, abgeschlossen und abweisend gemeint, wie es sich anhört: Wir lieben den Gedanken, all die CURVES-Leser mitzunehmen, wir wollen das alles überhaupt nicht für uns haben. Schließlich sind auch wir schon häufig mitgenommen worden –, gerade auch bei der Produktion dieser CURVES-Ausgabe. Einige der Routen im Nordschwarzwald kannten wir überhaupt nicht, und es ist der zielstrebigen Pace von Porsche-Chefdesigner Michael Mauer zu verdanken, dass wir nun ein paar Routen-Kniffe mehr draufhaben. Auch Porsche-Mann Bastian Schramm hat sich mit leidenschaftlichem Gasfuß und unkonventionellen Auto-Reparaturmethoden in diesem CURVES verewigt. – Wer aufmerksam liest, dürfte die genaue Lage der „Bastian-Schramm-Gedächtnisecke“ lokalisieren können. Ach, und sowieso sind wir von CURVES so langsam wirklich ungemein angetan von der hingebungsvollen Zuneigung der Porsche-Leute, bald schon werden wir vergessen haben, ob die nun CURVES-Fans sind oder wir Porsche-Fans. Es ist immer wieder schön mit euch da draußen, und Regine: Das Dessert war Liebe im Glas. Dankeschön. Der Besuch bei Dornier in Friedrichshafen am Bodensee hat uns ebenfalls gut gefallen und unserem Faible fürs Fliegen neuen Auftrieb verpasst. Auch dafür: danke. Und danke von über den Wolken an die lieben Leute zu Hause: Wir sind wieder mal abgehoben und ihr konntet uns nur nachwinken. Unser Herz fliegt euch entgegen. Familie, Freunde – ihr seid unsere Lieblings-Bayern und Herzens-Schwarzwälder. „Pfiat di forever, sauwer bleiwe.“ Das Unterwegssein durch eine so bekannte Welt hat uns ganz neu daran erinnert, wie sehr es sich lohnt, jeden einzelnen Kilometer zu schätzen. Dass wir ein Gefühl von Heimat in uns tragen, kann nur bedeuten, dass es einem anderen Menschen woanders genauso geht. Zuhause, das ist überall für irgendjemand. Passen wir also aufeinander auf. Und auf die Heimat. Wo immer sie auch ist. Überall.

  • Und dann war da dieser eine Tag: Zehn magische Porsche zwischen Wahnsinn und Glorie materialisieren sich auf den Straßen zwischen Schwarzwald und Karwendelgebirge. Wir durften dabei sein, mit schwachen Knien – für diese epischen Momente sagen wir Danke: Thomas im gnadenlosen, einzigartigen 918. Christophe, der nicht nur einen Carrera GT, sondern auch den 550 Spyder ins Sonnenlicht geschoben hat. Dem großartigen Malte im ebenso großartigen 906. Dem Porsche Zentrum München, die tatsächlich einen 914/6 flott machen konnten – und wie flott. Thommy, der einen donnernden 962 ins Freie gelassen hat, direkt vor unseren Augen und Ohren. Dann kam Daniel im Ex-Stirling-Moss-904 – wir stehen still und grüßen über die Welten hinweg. Ein herzhaftes Dankeschön geht auch raus an Familie Deutsch: „Einfach so“ das originale „Le Mans“-Kameraauto von Steve McQueen/ H. Linge rauszuholen, den famosen 908/48, das hat Format. Und last but not least: Danke ans Porsche Museum für die radikale Bergspyder-Studie und an Porsche Deutschland für den GT4, der wie ein Derwisch zwischen all den Legenden unterwegs war – und selbst eine werden wird.