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„Lass uns doch mal durch den Wilden Westen fahren.“ Das sagt man so dahin, und dann bleiben Bilder im Unterbewusstsein zurück. Majestätische Sonnenuntergänge über der Wüste, die Felstürme des Monument Valley, Cowboy-Romantik. Dabei ist der Westen der USA viel mehr als das. Unwegsamer, verwirrender, vielfältiger. Er lässt sich nicht auf wenige Bilder reduzieren, die so auch in einer Zigarettenwerbung vorkommen könnten.

  • Es geht los in Salt Lake City oder Denver, und selbst diese beiden Städte sind anders, als man sie erwartet hätte. Größer, dynamischer, globaler. Vor allem Denver, die Mile-High-City am Fuß der Rocky Mountains, besitzt internationales Flair. Wer also einen etwas leichteren Einstieg in den Westen haben möchte, findet hier seinen idealen Startpunkt. Wir würden ja empfehlen, vom Flughafen aus ein paar Meilen nach Osten zu fahren, hinein in die ewige Prärielandschaft der Great Plains. Am besten auf einer kleinen, staubigen Straße und dann drehen, wenn ringsum nichts als endlose Steppe ist. Ab dann darf das Kopf-Kino laufen: Du bist ein Siedler auf dem Weg nach Westen. Kennst nur Hörensagen. Und hast Wochen oder gar Monate in den Plains hinter dir. Das unaufhörliche Wogen eines Ozeans aus Gras. Denn flach sind die Ebenen nicht. Nur entsetzlich zermürbend. Eine scheinbar unendliche Geschichte, eine morgendliche Wiederkehr des gestrigen Tages, eine Endlosschleife. Dann endlich siehst du die Berge, zuerst wie einen blauen Dunst, dann immer realer. Und du beginnst zu glauben, dass es diesen Westen gibt. Sein Gold und Silber, die Pelze und Reichtümer und drüben, auf der anderen Seite, das gelobte Land. Mit diesem Bild im Kopf nimmst du Anlauf und fährst los. In die Berge. Wie in einen Traum.

  • Genau das haben wir in unserer Version der Geschichte aber nicht getan. Sondern mit einem unerwarteten Beginn im Nordwesten, in Salt Lake City, quasi hinter den Bergen, unseren Hut vor den Rockies gezogen. Es ging uns um ein Ausloten dieses mächtigen Gebirges in alle Richtungen. Von Nord bis Süd, von Ost nach West. Bereut haben wir diesen Entschluss nie, denn die größte Überraschung der Rocky Mountains ist ihre Vielseitigkeit und Vielfalt. Da sind die weiten Täler, den Ebenen im Osten nicht unähnlich. Dann die enormen Berge, schiere Vertikale, und in ihrer Wildheit wunderschön. Da ist eine satte Vegetation und eine turbulente Tierwelt – wir hatten Elche, Hirsche und Kojoten vor uns auf der Straße, waren umgeben von Vögeln, Reptilien und Insekten, kamen aus dem Staunen kaum heraus. Nordische Schroffheit im einen Tal und beinahe mediterrane Lieblichkeit im nächsten. Regelrecht vollgepumpt mit Schönheit waren wir dann bereit für die scheinbar unbelebten Viertel Utahs und Nevadas, die roten Flussschleifen am San Juan River mit ihren versteckten Oasen. Die Mondlandschaften der Wüstengebiete. Wir allein in einem silbernen Porsche 911 Carrera 4S unter einer heißen Sonne, ringsum nichts als Einsamkeit. Das hat uns beeindruckt: Wie emotional und gelassen zugleich diese deutsche Sportwagen-Ikone in ihrer jüngsten Evolutionsstufe die vielschichtigen Etappen der langen Reise nach Westen absolviert hat. Ein Star in den Kurven und ein unfassbar geerdeter Cruiser auf den langen Geraden. Immer on, immer ungefiltert, trotz einer mittlerweile bestechen-den technischen Perfektion. Wir können wieder einmal nur Danke sagen für die Chance, die Reise mit diesem Charakterdarsteller unternehmen zu dürfen. Danke an Porsche. Ihr seid ein Dream-Team. Euch als Unterstützer zu haben, ist ein Privileg, das wir nicht für selbstverständlich nehmen. Ein staubiges, trockenes und nach Pinienwäldern duftendes Dankeschön geht raus an all die Familien und Freunde, die CURVES mitdenken und tragen. Dieses Mal waren wir ganz besonders lang und weit unterwegs, in einem Paralleluniversum gleich hinter dem Mars, und zu all dem habt ihr uns auch noch ermutigt. Danke an die Crew, ohne euch würde kein Foto geschossen, keine Sekunde Film gedreht, kein Meter gefahren und kein Wort geschrieben werden.

  • Manchmal sagen wir an dieser Stelle auch unseren Lesern Dankeschön. Sie haben CURVES von Anfang an begleitet, sind mit uns sozusagen mehrmals zum Mond und zurück gefahren und wir spüren ihre Freude am „soulful driving“ auf jedem Kilometer und im Nachhinein in jedem Brief, jeder E-Mail, jedem Daumen-Hoch. Dieses Mal wollen wir aber auch „Hallo“ sagen: All den Lesern, die mit CURVES Wild West zum ersten Mal an Bord sind. Genau für Sie haben wir dieses CURVES gemacht. Für die Träumer von den epischen Reisen. Dass dieses CURVES vielleicht von unseren Fans aus dem muskelbetriebenen, zweirädrigen Lager nicht so brennend erwartet wurde, nehmen wir ausnahmsweise gern in Kauf. Wir werden zurück sein, mit einem CURVES, aus dem Schweiß und Blut tropfen, irgendwann, vielleicht bald schon, und es wird großartig sein. Falls wir Ihnen damit einen Floh ins Ohr setzen können: Auf dem Extraterrestrial Highway ist uns ein Reise-
    radler entgegengekommen, woher auch immer, nach wohin auch immer und vor allem: wie auch immer. Es geht also. Man kommt ganz Forrest-Gump-mäßig auf dem Rad zumindest bis zur Area 51. Für alles danach übernehmen wir keine Verantwortung. Zu guter Letzt sagen wir den Menschen Danke, die wir unterwegs getroffen haben. Unbekannte und Bekannte. Honky-Tonk-Sally, Dreckige-Lache-Lucy, Piano-Man und all den anderen. Vor allem: Jeff Zwart mit seinem 356, dem Kajak und den vielen, tollen Geschichten sagen wir Danke für einen Roadtrip Deluxe rund um Aspen, Colorado. Canepa in Scotts Valley – Dankeschön. Vom Rundflug in einer silbernen Cessna über die Rockies träumen wir heute noch und fragen uns, ob das wirklich passiert sein kann. Einfach so.

    Wenn nämlich am Ende eines diese Reise ausgemacht hat, dann waren es wieder einmal die Menschen. Und damit haben wir auf vielen Hunderten Meilen im Wilden Westen nicht gerechnet. Eigentlich ist es immer wieder dieselbe Überraschung: Dass es in CURVES nicht nur um das Unterwegssein geht, sondern auch ums Ankommen. Bei Menschen.

  • (c) Stefan Bogner & Ben Winter