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Splish, Splash, I was takin`a bath... Regenwasser schießt in Bächen über die Straße, der Dschungel dampft. Eine grüne Wand aus Unterholz, Dickicht und Palmwedeln verschlingt das schmale Asphaltband auf dem ein waldmeistergrüner Porsche 912 zwei gischtende Spuren hinterlässt. Tapferes Hineinschieben in Kurven, frivole Heckschwenks beim Herausbeschleunigen: Reelin`with the feelin`, movin and a-groovin`– das kann der 911 der 1960er Jahre perfekt.

  • Und ihn hetzt die Meute: Sieben weitere 911 aus verschiedenen Generationen bis heute, hechelnd, bellend, röhrend und mit unanständig viel Spaß durch den Regen. Der dauert hier in Thailand eh nur ein paar Minuten, danach leckt die Sonne die Welt wieder trocken. In der Luft hängt dann immer noch das Wasser. Bis zu 38 Grad Hitze machen die Welt zu einem feuchten Schwamm, sämtlichen Schweißflecken gehen die T-Shirts aus. Das hier ist eine Ganzkörper-Kneipp-Kur für Fortgeschrittene, den Autos scheint die hohe Luftfeuchtigkeit aber nichts auszumachen. Nebenan prescht der weiße 911 Carrera CS auf die Überholspur, reißt knurrend an, verwandelt eine letzte Regenwasserpfütze in einen aufsprühenden Regenbogen und ist dann vorüber. Raus aus Surat Thani, der Stadt am Golf von Thailand, und dann hinein in die Berge. Rund 280 Kilometer auf kurvigen Strecken im Dschungel haben die 911 vor sich, dann werden sie auf der anderen Seite der Landbrücke zwischen Thailand und Malaysia angekommen sein. An der Andamanen-See, auf Phuket. „Tenn“, der Macher von „Das Treffen“ lässt einfach nicht locker, dies ist nun schon die zweite Südostasien-Ausfahrt die die der rührige Porsche-Fan und Journalist ausgerufen hat. Im Norden Thailands waren wir bereits dabei – Ehrensache, dass wir uns auch den Süden ansehen. Extra-T-Shirts einpacken und los geht`s. Splish, splash eben.

  • Lässig liegen die lang gezogenen Kehren im Wald. Palmen greifen mit langen Fingern nach den Autos, die Luft duftet würzig und mürbe nach Unbekannt. Süß und wild ist das Land, ein paar Mal schaust Du Dich um wie in Sekundenschlaf-Zeitlupe und nimmst die Szenerie auf, die so fremd, so geheimnisvoll und abenteuerlich scheint. Kannst Dir ein breites Grinsen nicht verkneifen, über diese unglaubliche Fahrt mit den Porsche durch ein Land, das nicht weiter entfernt sein könnte, von Stuttgart-Zuffenhausen. Vom Hockenheimring. Von der Nürburgring-Nordschleife. Von allem, was Porsche bis in die letzte DNA-Nuance ausmacht. Und trotzdem passt es so, so gut. In diesem zauberhaften Moment, dessen honigsüße Absurdität sich nun schlagartig auflöst. Hypnose Ende. Zurück in der Realität. Anbremsen, Runterschalten, den Boxer „Vroarr“ sagen lassen. Gänsehaut kriegen. Eintauchen in den Radius, die Straße im Lenkrad spüren. Ihre sanften Verwerfungen und das Ziehen der Fliehkraft, alles ganz präsent in Echtzeit in Deinen Händen. Von Philosophie auf Momentaufnahme in einem Augenblick. Kurvenzeit.

    In Deinem Rückspiegel taucht jetzt der graue 911 GT3 RS auf. Pirscht sich wie eine Raubkatze in atemberaubenden Tempo an, die Scheinwerfer blitzen, dann brät er auch schon vorbei. Seitenscheibe unten, der Fahrer des GT3 grinst für einen Moment herüber und stürzt sich dann in den Wechsel der nächsten Kehren.

    Irgendwann wird aus dieser Fahrt ein magischer Rhythmus, ein hypnotischer Sog, der kaum zu brechen ist. Als das Führungsfahrzeug vorne plötzlich langsamer wird, von der Straße rollt und vor einem kleinen Restaurant zwischen Dschungel und Straße stoppt, bist Du beinahe enttäuscht. Aber nur so lange, bis Du die kleine Treppe ins obere Stockwerk hinter Dir hast. Aussichtsplattform ins Weite, die Sonne streichelt wiegende, dampfende, sattgrüne Baumkronen. Und das Essen das hier serviert wird, ist scharf, aromatisch, verzaubert. In allen Farben leuchtend und genau so schmeckt es. Viel später würdest Du am liebsten die Rückspultaste des Lebens drücken, die es leider nicht gibt. Noch einmal von der Straße auf den kleinen Parkplatz rollen, den letzten Schritt ins goldene Licht des Nachmittags über dem Urwald machen und dann Asien auf Deiner Zunge.

    So aber geht es einfach nur weiter. In einer Glückseligkeit, die ein paar Kilometer wieder drall und lebendig auf Dich einfährt. Im Rhythmus der Boxermotoren bis hinunter ans Meer. Tiefblau am Grün des Walds. Weit hinten türmen sich Regenwolken, heute Nacht wird es wieder regnen. Splish, splash.

  • (c) Stefan Bogner • Text: Ben Winter